Tier, tierer am tierigsten oder die Hässlichkeit der Städte und die Wunder der Natur

// Oamaru, Moeraki, Dunedin, Otago-Peninsula und durch die Catlins bis nach Riverton

 In Neuseeland

Man kommt nicht nach Neuseeland, um zu sehen, was die Menschen gemacht haben, sondern um das zu sehen, was sie noch nicht „weggemacht“ haben. So ähnlich habe ich das gelesen und so könnte man formulieren, dass man wirklich nicht wegen der Städte nach Neuseeland fährt, sondern wegen der Natur, die die Menschen noch nicht zerstört haben. Das hatten wir ja in Auckland auch schon festgestellt und es hat sich immer weiter bestätigt: Oamaru, Dunedin, Invercargill, ganz zu schweigen von noch kleineren Orten auf der Südinsel, alles nicht der Hit!

Die Orte sehen seltsam in die Landschaft gesetzt aus, als hätte jemand ein paar Straßenzüge aus Lego gebaut und diese dann achtlos in die Gegend geworfen. Manchmal gibt es nur die Hauptstraße, die zwar nach Stadt aussieht, aber dahinter ist schon wieder Ende, es gibt keine Parallelstraßen. Oder es gibt zwar mehrere Straßen mit städtischem Flair, aber dann endet die Innenstadt ganz abrupt und danach kommt gar nichts mehr. So ist es etwa in Oamaru, wo zwar einige sehr hübsche und große Gebäude aus dem weißen Kalkstein stehen, der hier in der Nähe gewonnen wird, klassizistische Paläste mit Säulenreihen, in denen sich Banken befinden zum Beispiel. Das Städtchen liegt am Meer. Es gibt aber nicht etwa eine Strandpromenade, nein, die Stadt endet ein paar hundert Meter vor dem Meer und dazwischen ist nur Brachland mit wenigen heruntergekommenen Fabrikgebäuden. Das wirkt wirklich seltsam!

Schon in Rotorua hatten wir ja festgestellt, dass hier der See beinahe ignoriert wird, statt ihn in die Stadt miteinzubeziehen, zu „nutzen“, und so scheint es in neuseeländischen Städten oft zu sein. Napier und Wellington sind hier positive Ausnahmen. Dunedin, uns im Reiseführer als Perle unter den Städten angekündigt, konnte uns nicht beeindrucken. Hier stehen zwar ein Rathaus und zwei Kirchen herum, die so tun als wären sie älter als sie sind, aber sonst? Es gibt einen oktagonalen Hauptplatz in der Mitte, aber man hat ihn so zugebaut, dass man diesen interessanten Grundriss gar nicht erkennen kann, wieder eine verschenkte Chance! Durch Invercargill sind wir dann nur noch durchgefahren, ohne uns groß umzusehen…

Also alles mies in Neuseeland? Nein, keineswegs, nur die Städte kann man sich sparen, damit man dann mehr Zeit für die Natur hat! In Oamaru muss man nicht halten, höchstens um sich die Pinguine anzusehen, die man dort organisiert besichtigen kann, was wir aber ausgelassen haben. Stattdessen sind wir weiter ins nahe und ländliche Moeraki gefahren und haben dort am Lighthouse nach Pinguinen Ausschau gehalten, dort gibt es nämlich eine Hütte als Unterstand, wo man ganz umsonst die scheuen Gesellen beobachten kann. Sehen die Pinguine Menschen, kommen sie oft nicht aus dem Wasser und lassen sogar ihre Jungen verhungern!

Gelbaugenpinguin

Ein Gelbaugenpinguin.

Ein erster Pinguin und rätselhafte Steinkugeln

Wir haben uns also am 12.2. gegen 17 Uhr zum Katiki-Point begeben und brav in dem dazu vorgesehene Hüttchen versteckt. Kaum waren wir angekommen, schon watschelte ein Gelbaugenpinguin über den Strand! Guter Hoffnung blieben wir also und blieben und blieben über eine Stunde und es tauchte trotzdem kein Pinguin mehr auf! Pinguine verlassen bei Sonnenaufgang ihr Nest am Strand, um Essen zu fangen, erst am Abend (die Gelbaugenpinguine im Sommer anscheinend zwischen 17 und 19 Uhr) kehren sie wieder zu ihren Nestern im Gebüsch am Ufer zurück, wobei man sie eben über den Strand wackeln sehen kann. War „unser“ Pinguin nun der letzte Heimkehrer eine extrem frühzeitig schlafen gehenden Truppe? Oder war er der Pionier unter den nachtaktiven Pinguinen? Wir wissen es nicht. Ein bisschen enttäuscht und verfroren sind wir jedenfalls gegen halb sieben abgezogen.

Aber in Moeraki gibt es nicht nur Pinguine, sondern auch Steinkugeln, die Moeraki Boulders, für die der Ort berühmt ist. Am Strand liegen eine Menge kugelrunder Felsbrocken mit einem Durchmesser zwischen 50 und 150 cm, mehr oder weniger in den Sand eingesunken. Entstanden sind die Riesen-Fußbälle angeblich ähnlich wie Perlen: Gestein hat sich rund um einen Kern gebildet. Einige haben ein Muster, wirklich ein wenig wie Fußbälle, manche brechen entlang dieser „Nähte“ langsam auseinander. Sehr interessanter Anblick und tolle Fotoobjekte!

Weiter ging es für uns am 13.2. in besagtes Dunedin, unserer Meinung nach keine spannende Stadt, aber mit der steilsten Straße der Welt, der Baldwin Street. Die ist immerhin eine Besichtigung wert und die sind wir auch hinaufgekraxelt. Da will man nicht wohnen und täglich seine Einkäufe hinaufschleppen müssen! Außerdem gibt es einige Gebäude der Neogotik und Neorenaissance und einen wirklich charmanten Bahnhof von 1906, gebaut aus dem cremefarbenen Oamaru-Stein. Das war es dann aber auch. Glücklicherweise gibt es aber gleich in der Nähe der Stadt die Otago Peninsula, die wir am 14.2. erkundet haben.

Otago Peninsula: Tierparadies an Neuseelands Ostküste

Die Otago Halbinsel ragt etwas ins Meer hinaus, sodass sie die Strömungen hier in Unordnung bringt, was anscheinend für größere Mengen an aufgewirbelter Nahrung für die Meeresbewohner sorgt. Und so findet man hier nicht nur Pelzrobben, sondern auch Pinguine, Seelöwen und Albatrosse. Es gibt mehrere wunderschöne Strände, die nur zu Fuß erreichbar sind, so etwa den Sandfly Beach. Der heißt nicht etwa wegen der lästigen Stechfliegen so (mit denen wir noch früh genug Bekanntschaft machten), sondern wegen des herumfliegenden Sandes, der vom Wind ein Stück die Hügel hinauf gepustet wird.

Und dort lagen tatsächlich zwei faule Seelöwen herum! Wenn man sie ein erstes Mal gesehen hat, kann man sie ganz deutlich von den Robben unterscheiden, sie sind viel größer, haben eine rundere Schnauze, breitere Flossen und sind noch brauner. Außerdem liegen sie anscheinend gerne im Sand (und bewerfen sich selbst auch damit, um nervige Fliegen abzuwehren), während die Robben offensichtlich Felsen zum Ausruhen bevorzugen. Seelöwen können sich auch an Land schneller fortbewegen als die Robben, weshalb man ihnen nicht zu nahe kommen sollte! Zu uns waren sie aber ganz nett, sie lagen dösend herum, sodass wir die großen Tiere eine Weile aus gebührendem Abstand beobachten konnten.

Nugget Point

Der Leuchtturm am Nugget Point.

Königsalbatrosse und noch mehr Pinguine

Weiter ging es zu anderen „größeren“ Tieren, Riesen unter den Vögeln mit bis zu 3 Metern Flügelspannweite, den Königsalbatrossen. An der Spitze der Otago Peninsula befindet sich die einzige Brutstation von Albatrossen auf dem Festland, sonst brüten sie auf kleinen, Menschen schwer zugänglichen Inseln. Um die Albatrosse nicht nur aus der Ferne fliegen, sondern aus der Nähe brüten zu sehen, muss man sich wie wir einer geführten Tour anschließen, denn die Tiere werden durch einen Zaun und anderweitige Überwachung geschützt. Wir konnten mit Ferngläsern einige Albatrosse beobachten und wenn sie aufstanden, auch ihre flauschigen Küken. Auch der Start so eines großen Seglers ist eine beeindruckende Sache!

Und der Tag war ein richtiger Tier-Tag! Wir fuhren nämlich weiter in Richtung Süden und zum Nugget-Point, wo ein Leuchtturm steht, vor dem einige Klippen wie Gold-Nuggets aus dem Wasser ragen, ein malerischer Anblick! Kurz vor dem Nugget Point ist aber die Roaring Bay und hier gibt es mal wieder ein Beobachtungshüttchen und Gelbaugenpinguine, weltweit eine der seltensten Pinguin-Arten. Gegen sechs Uhr legten wir uns also hier auf die Lauer und waren erstmal wieder enttäuscht, weil kein einziger Pinguin auftauchte. Waren wir diesmal zu spät? Nach einer dreiviertel Stunde machten wir uns auf den Rückweg, trafen hier aber eine Frau, die vom Weg aus mit dem Fernglas etwas beobachtete. Sie zeigte uns dann einen Pinguin am Rande des Strandes, den wir zuvor gar nicht gesehen hatten. Und da sahen wir plötzlich auf der anderen Seite des Strandes einen weiteren Pinguin im Sand stehen, worauf wir schleunigst in das Häuschen zurück spurteten!

In kurzer Abfolge kamen jetzt fünf Pinguine an Land und  watschelten in unterschiedlicher Geschwindigkeit über den Strand zu ihrem Unterschlupf in den Uferbüschen. Manche schüttelten sich nur kurz und gingen dann recht flott ins Gebüsch, andere ließen sich wirklich Zeit, blieben alle paar Schritte stehen, spreizten die Flügel, ließen sich von der Abendsonne trocknen, watschelten weiter, hüpften auf einen Baumstamm, blieben dort wieder in der Sonne stehen und hoben die Flügel und so weiter. Schrecklich putzig! Und gleichzeitig sehen sie irgendwie wie Bankangestellte aus, die zur Arbeit müssen…

Ja, es gab noch mehr Tiere. Auf dem Weg zu unserem sehr versteckten DOC-Zeltplatz am Meer machten wir eigentlich nur einen kurzen Abstecher zum Cannibal Beach. Trotz des brutalen Namens handelt es sich um einen wirklich schönen Strand mit Felsen im Meer und grünen Hügeln am Ufer. Und im Sand lagen drei Seelöwen, die diesmal nicht schliefen, sondern miteinander spielten und rangelten und sich balgten. Wobei vor allem zwei aktiv waren und sich ab und zu anbrüllten, der dritte wollte eigentlich doch lieber dösen… Zum Dösen zogen dann auch wir zu unserem Campingplatz.

Der Campingplatz ist nach den nahen Purakaunui Falls benannt, die am nächsten Morgen (15.2.) nach einem kurzen Strandspaziergang noch vor dem Frühstück, unser erstes Ziel waren. Genauso wie bei den ebenfalls nahegelegenen McLean Falls handelt es sich um wirklich malerisch über Kaskaden herabrauschende Wasserfälle, ebenso beeindruckend wie die kurzen Wanderungen durch den schönen Urwald, die einen hinführen. Der tiefe Süden der neuseeländischen Südinsel, die Catlins, ist in jedem Fall also einen Besuch wert!

Nicht ganz so lohnend war unsere Wanderung in Richtung King’s Rock von Papatowai aus: der ehemals pilzförmige Felsen ist inzwischen eingebrochen und der Weg verwildert und nur mittelschön. Extrem interessant war allerdings die Curio Bay, wo sich ein versteinerter Wald befindet. Darunter konnten wir uns erst wenig vorstellen und wie er entstanden ist, habe ich auch schon wieder vergessen (Wald, Vulkanasche, versteinert, vom Meer freigespült oder so ähnlich?).

Tatsache ist aber, dass man auf einer Fläche direkt am Meer versteinerte Baumstämme herumliegen sieht, man erkennt tatsächlich Form und Maserung der Rinde. Außerdem sind „Noppen“ im Fels zu sehen, die sich bei genauerer Betrachtung als versteinerte Baumstümpfe entpuppen, in deren Mitte man die Ringe der ehemaligen Bäume zählen kann. Und beim Rückweg von unserem Spaziergang durch diesen alten Wald stand dann plötzlich ein Pinguin im Ufergebüsch! Auch hier nisten Gelbaugenpinguine.

Wie gesagt haben wir uns die Besichtigung der nächsten Stadt, Invercargill, die schon von den Rolling Stones beschimpft wurde, gespart und haben hier nur kurz eingekauft. Übernachtet haben wir im kleinen Ort Riverton am Meer. Als wir am nächsten Morgen (16.2.) wieder abfuhren, standen an einer Brücke bei der Bucht aufgeregte Menschen herum und fotografierten wie wild. Hector-Delphine (die kleinsten Delphine der Welt) waren in die Bucht geschwommen und machten hier ihre fröhlichen Sprünge! Bestimmt 15-20 Stück schwammen herum und hüpften immer wieder in die Höhe, bis sie die Bucht wieder verließen. Noch so eine überraschende tierische Begegnung! Ich denke, unter anderem deshalb kommt man nach Neuseeland: weil man sehr nahe an einige Tiere herankommt, die man sonst nur im Zoo sieht!

Lese-Tipps
2 Kommentare
  • Harald
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    Solche pierre de boule findet man auch in den Corbières beim Pflügen der Weinfelder. Auch mit dieser Maserung. Natürlich viiiel kleiner! Einer davon liegt in der Rue des Aires. Die frz. Theorie lautet, dass sie durch das unterirdische Herumwälzen so rund geworden sind.
    Auch versteinerte Baumteile sind dort zu finden. Natürlich auch viel kleiner.

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  • […] waren die Tage zuvor ja in den Catlins, ganz im Süden Neuseelands, unterwegs gewesen und hatten allerlei Gethier aufgestöbert. Jetzt ging es also wieder ein Stück gen Norden. Der State Highway 94 führte uns über das […]

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