Der Durchbohrer der Wolken: Unterwegs am Mt. Cook/Aoraki

// Banks Peninsula, Lake Tekapo und Mt. Cook/Aoraki

 In Neuseeland

Mit den Neuseeländern ist das ja so eine Sache. Sie selbst bezeichnen sich als „Kiwis“, wobei wir Deutsche da zuerst an haarige Früchtchen, dann vielleicht an diesen seltsamen Vogel denken. Fragte man Neuseeländer selbst nach ihrer Identität oder nationalen Besonderheiten, so lautete die Antwort vermutlich häufig: Natur, Sport und Berge. Kein Wunder also, dass es ausgerechnet ein Bergsteiger ist, der in Neuseeland quasi Nationalheiliger ist. Aber natürlich nicht irgendein Bergsteiger, sondern eben Sir Edmund Hillary, der durch die Erstbesteigung des Mount Everest ja tatsächlich weltbekannt wurde.

Geübt hat Hillary in den Neuseeländischen Alpen. Fünf Jahre vor der legendären Tour auf den Gipfel des Everest bestieg Edmund Hillary auch den höchsten Berg Neuseelands. Ihm gelang 1948 dessen Erstbesteigung über den Südgrat. Ganz so hoch hinaus (der Mt. Cook ist immerhin 3.754 Meter hoch) zog es uns zwar nicht. Aber das Bergmassiv rund um Aoraki/Mt. Cook, wie der Berg korrekt heißt, wollten wir uns doch ansehen.

Die Tage zuvor waren wir ja in Christchurch losgefahren und hatten uns zunächst die Banks Peninsula angesehen. Von Christchurch aus erreicht man nach kaum 15 Minuten den Sumner Beach und von dort kann man über eine ziemlich kurvige Panoramastrecke (das noch nicht richtig festgezurrte Geschirr in unserem Campingbus schepperte schrecklich) zuerst die Porthills ansteuern, von wo aus man einen tollen Blick Richtung Christchurch hat.

Der Weg führte uns dann weiter auf die kurven- und buchtenreiche Banks Peninsula. Dem kleinen Städtchen Akaroa statteten wir einen kurzen Besuch ab, unser Nachtlager schlugen wir zuvor in Duvauchelle auf. Klingt alles reichlich frankophon und ist es auch. Vor gut 150 Jahren siedelten hier zuerst Franzosen. Highlight unseres Besuchs war aber die Wanderung auf dem Summit-Walkway bis zum Rocky Peak. Im Mittelstück war der Weg recht steinig und teilweise auch glitschig, die kleine Kletterei wurde oben dann aber mit einem phänomenalen Rundumblick belohnt. Und unterwegs gab es tolle Bäume (lebendig und tot) zu bestaunen.

Summit Walkway auf der Banks Peninsula

Ausblick am Summit Walkway auf der Banks Peninsula

Lake Tekapo, Lake Pukaki und dann hohe Berge

Die nächste Station war dann der erste (bzw. östlichste) der großen Gletscherseen im Landesinneren. Der Lake Tekapo glitzerte bei unserer Ankunft milchig-türkisfarben in der Sonne. Am Rand stand die malerische „Church of the Good Shepherd” – von diesem Postkartenidyll ließen wir uns gar nicht lang blenden, sondern starteten ziemlich schnell unsere Wanderung auf den Mt. John. Nichts Großartiges, nach 2 ½ Stunden waren wir wieder zurück auf unserem Campingplatz, oben hatten wir aber einen wirklich beeindruckenden Blick auf das Mackenzie-Becken und im Vorbeigang auch das Mt. John-Observatorium begutachtet.

Nächstes Ziel war nun – rund zwei Autostunden vom Lake Tekapo entfernt – aber der Mt. Cook oder eben Aoraki (bzw. Aorangi), wie der Name des höchsten neuseeländischen Berges auf Maori lautet. Übersetzt bedeutet Aoraki soviel wie: „Durchbohrer der Wolken“. Die Anfahrt zum Mt. Cook/Aoraki führt an einem anderen Binnensee, dem Lake Pukaki vorbei. Auch dieser wunderbar blau und ebenfalls ein Gletschersee. Dahinter – wir hatten großes Glück mit dem Wetter – waren schon aus dutzenden Kilometern Entfernung der Mt. Cook und die umgebenden Gebirgsgipfel zu sehen. Sehr majestätisch, sehr, sehr schön.

Mt. Cook/Aoraki

Anfahrt zum Mt. Cook-Village / Im Hintergrund der Mt. Sefton

Unseren Campingbus parkten wir zwei Tage lang direkt (bzw. so direkt es eben geht) am Fuß der Gipfel von Aoraki, Mt. Sefton & Co. Vorzüglich schon allein der Blick vom Campingplatz im Mt. Cook-Nationalpark: beim Frühstück sahen wir den bzw. die Gletscher am Mt.Sefton in der Morgensonne glitzern. Mit einer leichten (aber unbedingt empfehlenswerten) kleinen Wanderung begannen wir unseren Aufenthalt. Der Hooker Valley Walk führte uns über Hängebrücken, über Moränenreste, Pfade und vorbei an Flußläufen bis hin zum Hooker Lake. In dem trieben tatsächlich ein paar Eisblöcke und hinten sah man (unter einer dicken, grauen Geröllschicht) den Hooker-Gletscher und noch weiter dahinter Mt. Cook. Nach gut drei Stunden waren wir wieder zurück. Diese Wanderung hatte sich mit tollen Ausblicken auf die Berge und Gletscher absolut gelohnt.

Nicht ganz so sonnig wie am Vortag erwartete uns der nächste Morgen. Dennoch schnürten wir unsere Bergstiefel und packten das Beutelthierchen ein. Die Mueller-Hütte am Mt. Olivier war unser Ziel. Schon nach gut einer halben Stunde ging es steil bergauf, wirklich, wirklich steil. Immerhin konnten wir immer wieder die tolle Aussicht ins Tal und die gegenüberliegenden Berge oder den hinter uns liegenden Mt. Cook genießen. Nach weiteren zwei Stunden hatten wir schon mehr als 600 Höhenmeter bewältigt. Eine kurze Pause und Brotzeit an den Seen „Sealy Tarns“ kam gerade recht.

Frisch gestärkt ging es weiter, aber die Energiereserven waren auch (viel zu) schnell wieder verbraucht. Denn das letzte Drittel des Aufstiegs hatte es wirklich in sich. Über weite Strecken gab es keinen klaren (Geh-)Weg mehr, meistens ging es über Stock und Stein querfeldein nach oben, noch etwas weiter oben dann zuerst eine 20-Minuten-Kletterpartie über große Gesteinsbrocken und dann standen wir vor einem Schotter- und Geröllfeld, das sicher nochmal 100 Höhenmeter nach oben führte. Spaß hat es nicht gemacht, aber irgendwie haben wir auch dieses letzte Teilstück geschafft. Und oben angekommen entschädigte zum Glück der Ausblick. Ringsum die 3000er der neuseeländischen Alpen. Oben eisig weiß, dann die Rinnen und Schneefelder, die die Gletscher speisen, die sich dann nach unten ziehen. Immer wieder donnerte und grollte es und wenn man genau hinsah, so konnte man irgendwo am gegenüberliegenden Hang dann sicher auch eine kleine Lawine sehen oder ein Gletscherstück, das der Schwerkraft folgend nach unten sauste.

Fast 5 Stunden hatten wir bis hier oben gebraucht. Der Abstieg ging flotter, nach gut zwei Stunden waren wir im Tal. Glücklich und zufrieden. So wie es sein soll.

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